Am Sportplatz, 57234 Wilnsdorf
Postfach 3104, 57229 Wilnsdorf

„Ein Pferd ist an beiden Seiten gefährlich, jedoch in der Mitte besonders unbequem.“

„Ein Pferd ist an beiden Seiten gefährlich, jedoch in der Mitte besonders unbequem.“

Es ist das Jahr, in dem Paul von Hindenburg erneut zum Reichspräsidenten gewählt wird, Schwimmolympiasieger John Weissmueller spielt erstmals den Affenmenschen „Tarzan“ und solche Berühmtheiten wie Johny Cash und Elisabeth Taylor werden geboren. 1932 – in der Gernsdorfer Straße –  erblickte Dreisbes Hubert das Licht der Welt und feiert dieser Tage seinen 85. Geburtstag. Gemäß der „offiziellen“ Mitgliederliste des TSV ist er das älteste Mitglied mit Eintrittsdatum 01.04.1948 und der Mitgliedsnummer 266.

Hubert Kölsch begann nach eigenem Bekunden, kurz nach Kriegsende, mit 14 Jahren seine Fußballkarriere als Jugendspieler bei den Schwarz Weißen.  Demnach spielte er fast zwei Jahre ohne offizielle Vereinsmitgliedschaft, eine Nachforderung unseres Kassierers über die paar „Groschen“ wird es aber wohl nicht geben. Mit 17 Jahren wurde Hubert dann frühzeitig zum Senior erklärt. Er  war seinerzeit einer der wenigen Spieler, die beidfüßig schießen konnten, dessen Position zumeist die des „linken Läufers“ war, sein Motto aber lautete: „Ein Pferd ist an beiden Seiten gefährlich, jedoch in der Mitte besonders unbequem.“ Im munteren Gespräch konnte er sich noch sehr gut an sein erstes erzieltes Tor im Seniorenbereich erinnern, das er mit links während eines Auswärtsspieles in Raumland erzielte.

Er spielte bis zu seinem 38. Lebensjahr aktiv Fußball, kurz vor dem Zusammenschluss mit den „Rurschdorfern“ zum TSV Weisstal begann er seine zweite Karriere als Jugendtrainer (im Bild ganz rechts als Coach der A-Junioren-Meistermannschaft 1972). Diesen Job übte er dann weitere sieben Jahre aus. Aus dieser Zeit sind ihm besonders die vielen tollen Mannschaftsfahrten, u.a. nach England, in guter Erinnerung geblieben. So konnte er berichten, dass Anfang der 70iger Jahre auch im Jugendbereich die ersten Jungs von außerhalb beim TSV aktiv waren, es handelte sich um drei Kicker aus Anzhausen. Das sieht heute gezwungenermaßen leider ganz anders aus. Aktuell spielen maximal fünf Jugendlichen aus Gernsdorf und Rudersdorf in unseren beiden A-Jugend Teams.

In dieser Zeit war es für ihn ein ganz wichtiger Aspekt, dass er für die Auswärtsfahrten  mit „Axes Otto“ und Josef Gertzen immer zwei zuverlässige Fahrer zur Verfügung hatte, was schon damals keineswegs selbstverständlich war. Die dritte „Karriere“ beim TSV bestritt „Dreisbes Schwarzer“ dann als Jugendleiter. Hier war er sich nicht mehr ganz sicher, ob auf seine Amtszeit direkt die von Franz Goerg folgte, der übrigens gemäß Mitgliederverzeichnis bereits mit weniger als drei Monaten beim TSV angemeldet wurde. Für Luwies Verhältnisse ein sehr ungewöhnliches Vorgehen.

Eine sehr zutreffende  Aussage zum Charakter von Hubert Kölsch ist eine kurze Anekdote von Hubert Büdenbender, der als Jugendlicher mit seiner Mannschaft zu einem Auswärtsspiel nach Trupbach von Huberts Frau Ursula gefahren wurde. Beim Rangieren nach dem Spiel beschädigte Ursula Huberts Auto. Den Bedenken der Jungs und einiger Besucher des Spiels hinsichtlich des drohenden Ärgers bei der Rückkehr entgegnete Ursula ganz trocken: „Ich hahn daheim en ganz lewe Mann, der schännt mich net !“

Sein Fußball-Talent hat er an seinen Sohn Andre weitergegeben, der aber leider verletzungsbedingt seine Karriere frühzeitig beenden musste.  Mindestens genauso bekannt in Gernsdorf und Umgebung ist Hubert aber als Maurer, Verputzer, Fliesenleger, usw.   Bis Ende der 90er Jahre wurde kaum ein Haus in Gernsdorf in Eigenregie gebaut, in dem Hubert nicht mitgeholfen hat. So hat er auch sein eigenes Haus im Do-it-yourself Verfahren im Jahre 58 erbaut. Hier wohnt Hubert heute noch zusammen mit seiner Tochter Annette und deren Familie.

Am heutigen Fußballgeschehen ist er weiter sehr interessiert und verpasst normalerweise keine Heimspiele des TSV – es sei denn, es gibt andere wichtige Termine wie z. B. eine gemeinsame Spritztour mit dem zweitältesten Mitglied gemäß unserer Mitgliederliste, „Kleins Rudi“ aus Rudersdorf.  Sonntags ist Huberts Stammplatz dann zumeist links hinter dem Heimspieltor zusammen mit anderen Weißtaler Urgesteinen. Wir hoffen, dass wir Hubert noch einige Jahre hier als kritischen Beobachter begrüßen dürfen. An dieser Stelle nochmals vielen Dank für das angenehme Gespräch, mit den Erinnerungen an alte Zeiten.

Bericht: Christoph Sting