„Pleiten, Pech und Pannen“ beim 1:5 in Alchen
Beim Betrachten des nackten Ergebnisses könnte man einen Druckfehler vermuten. Es ist aber keiner, der TuS Alchen besiegt den TSV Weißtal mit sage und schreibe 5:1.
Viel vorgenommen hatten sich die Mannen von Alfonso Rubio-Dobals, um die Niederlage der Vorwoche auszubügeln, und sie nahmen auch direkt das Heft in die Hand. Nach rund zehn Minuten hatten die mitgereisten Anhänger den ersten Torjubel auf den Lippen, doch Daniel Novakovic scheiterte aus bester Position am Alcher Torwart Sascha Dapprich, der noch mehrfach in den Mittelpunkt rücken sollte. Eine der Weißtaler Ecken brachte für den TSV nichts ein, allerdings für den Gegner. Die Alcher spielten den abgewehrten Ball über wenige Stationen nach vorne, kein TSV-Spieler konnte entscheidend dazwischen gehen. Als Robin Grimm dann frei vor dem von Julian Kucharske gehüteten Weißtaler Tor auftauchte, zeigte er seine Klasse und netzte zum umjubelten Führungstreffer für die Gastgeber ein (23.). Tor für die Gastgeber nach einer Ecke für die Gäste, das hat Seltenheitswert. „Weiter, Jungs“, Rubio-Dobals forderte seine Mannen auf, weiter nach vorne zu spielen, denn noch war nichts verloren. Rund fünf Minuten später erfolgte dann eine weitere Aktion aus dem „Kuriositätenkabinett“, und, um es vorwegzunehmen, es sollte nicht die letzte des Tages gewesen sein.
Marius Kühn spielte einen flachen Rückpass auf Keeper Julian Kucharske, der den harmlosen Ball zum Entsetzen seiner Mitspieler unter dem Fuß zum 0:2 aus Weißtaler Sicht durchrutschen lies (27.). Eine Halbestunde gespielt und mit 0:2 hinten. Das Spiel noch zu drehen würde schwer werden, trotzdem versuchten die Weißtaler es, allerdings wurde oft zu langsam und umständlich gespielt. Wenn es dann mal schnell ging, wurde es gefährlich. Daniel Novakovic , der auf der linken Seite agierte, war z.B. mehrfach durchgebrochen, wurde dabei aber jedes Mal wegen vermeintlicher Abseitsstellungen vom teilweise merkwürdig agierenden Schiedsrichter zurückgepfiffen. Kurz vor der Halbzeitpause wurde Lars Schardt toll in Szene gesetzt, der drei Gegner aussteigen lies, aber auch er scheiterte letztlich an Sascha Dapprich. Alchen verteidigte die Führung in die Halbzeitpause. Teilwiese war es zum Haareraufen: Wenn die Henneberg-Elf mal durchkam, war immer wieder ein Abwehrbein dazwischen oder Alchens Torwart war auf dem Posten.
Noch hatten die TSVer eine ganze Hälfte, um noch was Zählbares von der Wolfskaute mitzunehmen und man merkte ihnen auch an, dass sie das wollten. In der ersten Phase des zweiten Durchgangs wurde auch schneller gespielt, allerdings war es dasselbe Lied wie vor der Pause: Immer wieder war ein Abwehrbein dazwischen, ein Verteidiger warf sich in den Schuss oder der überragende Dapprich im Alcher Tor war auf dem Posten. Dann war es aus Sicht der Gäste endlich soweit: Ein abgewehrter Ball fiel Joschka Schirmer vor die Füsse, der sich nicht zweimal bitten lies und aus knapp 12 Metern zum Anschlusstreffer einschoss (65.). „Wir haben noch 25 Minuten, macht weiter. Hier geht noch was.“, rief Weißtals Linienchef seinen Jungs zu, doch ehe die Freude über den Anschlusstreffer verklungen war, erhielten die Gastgeber die nächste Einladung zum Toreschießen.
Marius Kühn wollte Sandor Karolyi gut 30 Meter vor dem eigenen Tor mitnehmen, dieser erreichte das Leder nicht, Daniel Singhateh trat über den Ball und Robin Grimm, einer der Top-Torjäger der Liga lief alleine auf das TSV-Gehäuse zu und ein Mann seiner Klasse lässt sich nicht zweimal bitten. Der alte Abstand war wieder hergestellt, Alchen führte mit 3:1 (66.). Der nächste Dämpfer. Trotzdem versuchten die Spieler aus Gernsdorf und Rudersdorf weiter, das Match noch zu drehen und zumindest einen Punkt mitzunehmen. Nachdem weitere Schüsse der Weißtaler ihr Ziel knapp verfehlten, abgewehrt und irgendwie vom Torwart entschärft wurden, u.a. wurde ein Kopfball von Daniel Singhateh nach einer Ecke auf der Linie per Kopf geklärt, passierte auf der Gegenseite die nächste Slapstick-Aktion. Dennis Schmidt erkämpfte einen Ball, dieser sprang auf, prallte ihm unglücklich ans Schienbein, von wo er den Weg zu, na zu wem fand? Richtig, zu Robin Grimm, der erneut die Nerven behielt und sich mit seinem dritten Treffer des Tages belohnte und zudem mit nun 17 Toren die Führung in der A-Liga-Torjägerliste übernahm (72.).
Der Drops war jetzt mehr oder weniger gelutscht, wobei Alchen jetzt zu weiteren Chancen kam, bei gleich zwei Szenen bewahrte Julian Kucharske seine Farben vor einem höheren Rückstand. Bezeichnend für das Schusspech der Weißtaler war dann eine Szene kurz vor Schluss, als Lars Schardt aus gut 16 Metern abzog, der Ball von Sascha Dapprichs Hand an den Innenpfosten prallte, von wo aus er den Weg zurück aufs Spielfeld, statt ins Tor, fand. In der 89. Minute setzte der zehn Minuten zuvor eingewechselte Yannik Thomas den Schlusspunkt unter eine Partie, die nie in dieser Höhe hätte verloren gehen dürfen. Aber manchmal hat man Tage, da wäre man besser nicht aufgestanden. Die Macher der Sendung „Pleiten, Pech und Pannen“ hätten auf der Wolfskaute heute einiges an Sendematerial aufnehmen können. Wenn man vielleicht einen positiven Aspekt mitnehmen sollte, dann der, dass beim Schlusspfiff mit Julian Kucharske, Kevin Wacker, Lars Schardt, Louis Althaus, Andre Solms und Marc Schneider sechs noch für die A-Jugend spielberechtigte Spieler am Platz standen, von denen fünf bereits am Vorabend beim hart erkämpften 4:3-Sieg gegen Freudenberg ran mussten. Die Jungs aus der A-Jugend haben auch heute wieder gezeigt, dass der Verein in Zukunft auf sie bauen kann.
Durch den 4:3 – Sieg der Reserve der Salchendorfer Germanen über Burbach musste der TSV seinen zweiten Tabellenplatz an die Germanen abgeben und liegt nun mit einem Punkt Rückstand auf Rang drei. Burbach und der Siegener SC, der 0:2 in Kreuztal verlor, kamen zumindest nicht näher heran. Am kommenden Sonntag muss nun unbedingt dreifach gepunktet werden, wenn man die Chancen auf den Relegationsplatz wahren will. Gegner in der Hennebergarena ist dann Bezirksliga-Mitabsteiger SV Netphen.
TSV: Julian Kucharske, Marius Kühn (78. Marc Schneider), Daniel Singhateh, Joschka Schirmer, Kevin Wacker, Louis Althaus, Christian Büdenbender (46. Andre Solms), Sandor Karolyi, Daniel Novakovic, Lars Schardt, Simon Grisse (46. Dennis Schmidt)
(Bericht : Carsten Schmidt )