Aus dem Sturm ins Tor – Berthold Schmitt stieg mit Schwarz-Weiß Gernsdorf in Landesliga auf
Mit fünf Siegen aus den ersten fünf Saisonspielen schwimmt Aufsteiger TSV Weißtal in der Fußball-Bezirksliga 5 auf einer Erfolgswelle. Der Verein entstand im Jahre 1971 aus einer Fusion zwischen dem SV Rudersdorf und Schwarz-Weiß Gernsdorf. Aber schon vor dem Zusammenschluss waren beide Vereine erfolgreich unterwegs, die „Schwarz-Weißen“ aus Gernsdorf schafften es gar bis in die Landesliga.
Einer der prägenden Namen der goldenen Jahre war „Schmitt“, denn die Brüder Werner, Otto und Berthold waren Symbolfiguren dieser Epoche. Der Jüngste der Drei, Berthold, feierte unlängst seinen 75. Geburtstag. Im Gespräch mit der SZ erinnerte er sich an besonders einprägsame Spiele – und auch an die Feiern danach.
„Das schönste Erlebnis in meiner Zeit als Torwart war der Gewinn der Bezirksklassen-Meisterschaft und der damit verbundene Aufstieg in die Landesliga“, sagt Schmitt nach kurzer Überlegung. Am 1. Juni 1969 feierten die Gernsdorfer vor rund 400 Zuschauern einen 2:0-Sieg beim Nachbarn und Tabellenletzten Adler Oberdielfen und kletterten dadurch in die Landesliga. Die anschließende Feier ist noch heute, knapp 50 Jahre später, legendär: „Am Nachmittag des folgendes Tages habe ich mich durch die Büsche nach Hause gemacht. Am frühen Abend schellten aber schon zwei Betreuer unserer Mannschaft an unserer Haustüre und gaben den knappen Befehl: Los, wieder anziehen – beim ,Ohm’ in Gernsdorf ging es dann weiter“, berichtet Schmitt.
Bekannt wurde Berthold Schmitt als Torwart, sein erstes Spiel in der Gernsdorfer Männermannschaft bestritt er jedoch als Stürmer. „Einer unserer Offensiven war kurzfristig indisponiert, so dass unser damaliger Trainer Hermann-Josef Neuser mich in den Sturm beorderte – dieses Intermezzo war aber schnell wieder vorbei“, verrät Schmitt. Zu seinem Posten im Kasten kam er – und das war in den 50er Jahren nicht unüblich – eher zufällig: „Einer musste ja ins Tor gehen, und da ist man irgendwie auf mich gekommen.“ Zugute kam Berthold Schmitt dabei fraglos seine Erfahrung, die er als Straßenfußballer gesammelt hatte: „Wenn wir als Kinder und Jugendliche auf der Wiese oder auf der Straße gebolzt haben, war ich immer Torwart“, erklärt Schmitt, der noch bis 1978 im Seniorenbereich spielte – ab 1971 dann eben für den TSV Weißtal.
„Das Torwartspiel war früher ein gänzliches anderes. Damals musste ein Keeper auf der Linie bleiben. Wenn ich meinen Fünfmeterraum verlassen wollte, drohten die Rentner hinter dem Tor mit ihrem Krückstock und riefen: Bleib im Tor, Jong!“, schmunzelt Schmitt, der auch ein wenig abergläubisch war: „Der Verein hat mir mal ein knallgelbes Torwarttrikot gekauft. Gleich im ersten Spiel damit habe ich aber ein paar Tore kassiert, und danach habe ich es nie mehr angezogen.“ Seine Laufbahn endete, als er im Spiel gegen die Sportfreunde Oestrich einen Nasenbeinbruch erlitt. Nette Geste am Rande: Der Oestricher Angreifer, der mit Schmitt zusammengeprallt war, schickte später einen Blumenstrauß, verbunden mit handschriftlichen Genesungswünschen – diesen Zettel hat Berthold Schmitt bis heute in seinem Erinnerungsalbum mit Fotos aus seiner Fußball-Laufbahn an einer besonderen Stelle verwahrt.
Zu einem unverhofften Comeback des Keepers kam es zu Beginn der 90er Jahre. Berthold und seine Ehefrau Eva waren erst in den frühen Morgenstunden von der Silberhochzeit eines befreundeten Paares nach Hause gekommen, als der damals für die TSV-Altliga verantwortliche Namensvetter Bernd Schmitt wenig später aufgeregt an der Tür klingelte. Bei einem Altherren-Turnier in Erndtebrück hatte sich der Torwart verletzt, und nun stand der TSV ohne Keeper da. Berthold Schmitt, damals schon 50 Jahre alt, überlegte nicht lange und sprang spontan ein. Bei genau diesem Turnier brach er sich aber drei Rippen, und danach war endgültig Schluss.
Heutzutage verfolgt Berthold Schmitt den sportlichen Weg „seines“ TSV sehr aufmerksam. „Es ist schon erstaunlich, welch gute Jugendarbeit hier mit vier Mannschaften in den Bezirksligen betrieben wird, und auch unsere Erste ist ja auf einem guten Weg.“
(Bericht : SZ am 17.09.16, Frank Kruppa )