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„Powerfußball“ schlägt „Strukturfußball“

„Powerfußball“ schlägt „Strukturfußball“

Joscka Schirmer1Den Tabellenvierten FC Hilchenbach hatte der TSV Weißtal in der Henneberg-Arena zu Gast. Beim Gast aus dem Nordsiegerland propagiert der amtierende Trainer Andreas Nowak "Strukturfussball", den er mit seiner Mannschaft spielen lassen will. Um eines vorwegzunehmen: Der "Strukturfußball" wurde in der letzten halben Stunde des Spiel von willensstarken Gastgebern, deren Taktik Nowak nach dem 4:1-Hinspielsieg noch als merkwürdig bezeichnete, förmlich überrant.

Verhalten hatte die Partie am zugigen Henneberg begonnen, Torchancen waren in den ersten 35 Minuten Mangelware geblieben. In den verbleibenden zehn Minuten vor dem Pausenpfiff, drehten die Hausherren dann einen Gang hoch und kamen zu guten Torchancen, die Hilchenbachs Keeper Dennis Katz, der übrigens in der Spielzeit 2004/05 für den TSV aktiv war, allesamt zunichte machte. Zu verzeichnen war zudem ein Treffer von Lars Schardt, dem wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung die Anerkennung verwehrt wurde. Einmal musste Michel Eick-Barghorn, der "Hilchenbacher im Weißtaler Tor" sein ganzes Können aufbieten, um sein Team vor einem Gegentor zu bewahren. Alles in Allem war die torlose erste Halbzeit aber recht arm an fußballerischer Klasse.  Das sollte sich im zweiten Durchgang allerdings ändern.

Eine Schrecksekunde hatten dabei die Weißtaler wenige Minuten nach Wiederanpfiff zu verdauen. Sandor Karolyi brach einen Sprint ab und fasste sich an den Oberschenkel. Mit Verdacht auf eine Zerrung musste der Ex-Profi ausgewechselt werden, was mit einer Umstellung der Viererkette verbunden war. Trotzdem gaben die Hausherren den Ton an und kamen vermehrt zu Torchancen, scheiterten aber immer wieder am überragenden Katz im Hilchenbacher Tor, der seine Mannschaft mit tollen Paraden mehr oder weniger alleine im Spiel gehalten hatte. In der 57. Spielminute erheilten die Weißtaler einen Eckball zugesprochen, der von der Gästeabwehr verteidigt werden konnte. Über wenige Stationen spielte der FCH nach vorne, schließlich war es Cem Özer, der die Kugel unhaltbar im Weißtaler Tor unterbrachte und die überraschende Führung für sein Team erzielte – eine kalte Dusche für den TSV.

Eine gute halbe Stunde war noch zu spielen. Wie wird die Weißtaler Mannschaft jetzt auf den Rückstand reagieren? Das fragte sich Alfonso Rubio-Doblas gemeinsam mit den rund 100 Besuchern, jedenfalls schien es jetzt eng zu werden und der komfortable 8-Punkte-Vorsprung auf den Tabellenzweiten FC Eiserfeld schien in Gefahr. Das Team lies mit der Antwort nicht lange warten. Jeder krempelte die Ärmel hoch und legte noch ein paar Prozent drauf, zudem kombinierte man viel besser als zuvor. Daniel Novakovic war es dann vorbehalten, fünf Minuten später den Rückstand zu egalisieren (62.). Das sollte es aber noch nicht gewesen sein, die Hausherren wollten mehr und bekamen mehr: Lars Schardt erhöhte nur zwei Minuten später auf 2:1. Für die Mannschaft war das kein Signal zurückzuschalten, sie fing jetzt erst richtig an, hatte man von außen den Eindruck. Die Hilchenbacher wurden in der eigenen Hälfte regelrecht eingeschnürt und die Hausherren spielten sich hochkarätige Chancen fast im Minutentakt heraus. Joschka Schirmer stellte mit dem 3:1 die Vorentscheidung her (73.). Daniel Novakovic hatte offenbar Zielwasser getrunken und traf per Doppelpack zum letztlich auch in der Höhe verdienten 5:1 (81., 82.), sein dritter Treffer in diesem Spiel.

"Nachdem in den letzten Wochen, sowie heute im ersten Durchgang in spielerischer Hinsicht einiges an Sand im Getriebe war, hat meine Mannschaft in der letzten halben Stunde gezeigt, was sie kann. Da haben wir Gas gegeben und in der Offensive unsere Fähigkeiten ausgespielt und teilweise toll kombiniert.", resümierte ein zufriedener Alfonso Rubio-Doblas, der sich um seinen Routinier sorgt: "Wir müssen jetzt abwarten, wie sich die Verletzung von Sandor Karolyi entwickelt. Ich hoffe, dass er nicht lange pausieren muss und schnell ins Team zurückkehrt."

Am kommenden Wochenende genießen die Weißtaler erneut Heimrecht. Dann wird Grün-Weiß Siegen zu Gast am Henneberg sein.  

(Bericht/Foto: Carsten Schmidt)