Rubio-Doblas: „Wollen den zweiten, großen Schritt machen…“
Rückblick und Ausblick: Unser Trainer Alfonso Rubio-Doblas äußerst sich im großen Interview zur aktuellen Sitaution beim TSV Weißtal.
Hallo Alfonso, nach einer der wohl kürzesten Sommerpausen der letzten Jahre bist Du mit Deinem Team in die Vorbereitung gestartet. Bevor wir den Blick nach vorne, sprich auf die kommende Saison möchten wir noch einmal kurz zurückschauen. Du bist mit Deiner Mannschaft hinter dem hoch gehandelten 1.FC Kaan-Marienborn II Zweiter in der Meisterschaft geworden und in der Aufstiegsrelegation knapp am TuS Grünenbaum gescheitert. Was überwiegt mehr, die Freude über die alles in allem erfolgreiche Saison oder die Enttäuschung über den verpassten Bezirksliga-Aufstieg?
Alfonso Rubio Doblas: Hallo Carsten und ein herzlichen Gruß an alle TSVer. Direkt eine gute Frage zu Beginn. Also der Stachel der Enttäuschung saß schon sehr tief nach dem 1:1 im Rückspiel. Wir haben ein Jahr lang knallhart gearbeitet und Mannschaft sowie Trainerteam haben extrem viel investiert. Es war eine Chance gegen einen Gegner auf Augenhöhe. Letztendlich ist Grünenbaum dann verdient aufgestiegen und dafür gebührt dem Gegner ein Lob.
Trotzdem muss man sagen, dass diese Spiele die absoluten Höhepunkte einer überragenden Saison waren. Über 1000 Zuschauer hat es am Henneberg lange nicht mehr gegeben und dieses hat die Mannschaft sich mit überwiegend starken Auftritten in der letzten Saison erarbeitet.
Wir sind mit der Zielsetzung angetreten nach dem Abstieg aus der Bezirksliga im oberen Drittel der Tabelle zu landen und uns in der keineswegs einfachen A-Liga zu akklimatisieren. Das ist uns mehr als gelungen. Die Vizemeisterschaft, die zweitbeste Defensive hinter Meister Kaan II sowie wirklich extrem starke Auftritte in den Topspielen runden eine sehr, sehr gute Saison ab. Deswegen ist es eine Mischung aus Freude und Enttäuschung wobei man sagen muss, dass wir eine erste Mannschaft Schritt für Schritte aufbauen wollen, die in der Lage ist den großen Wurf zu landen.
Da sehe ich uns auf einem guten Wege und das ist aus Trainersicht das Wichtigste überhaupt.
Aufgrund der Relegationsspiele hatte Deine Mannschaft keine drei Wochen Sommerpause, die A-Jugend, aus der acht Spieler in den Seniorenbereich wechseln, hat wegen der Aufstiegsrunde ebenfalls nur wenige Tage vor der Ersten Mannschaft die Saison beendet. Ist die kurze Pause ein Problem oder bringt sie eventuell sogar einen Vorteil?
Die kurze Pause ist schon ein Novum- eine so kurze Pause habe ich weder als Spieler noch als Trainer erlebt. Man muss es halt nehmen wie es kommt, denn am 16.08.2015 rollt der Ball wieder um Punkte und da wollen wir gewappnet, sprich gut vorbereitet sein.
Die Mannschaft hat bis Mitte Juni inkl. der A – Jugend unter einer großen körperlichen sowie mentalen Anspannung gestanden. Die 3 Wochen Pause waren für alle aus meiner Sicht aber Zeit genug die alte Saison im Kopf zu verarbeiten und wieder neue Motivation zu schöpfen.
Wir müssen nun behutsam an die Vorbereitung rangehen. Wir haben eine Kombination aus Spielern die bis zuletzt im Saft standen, Jugendspieler die zum ersten Mal eine Vorbereitung im Seniorenbereich mitmachen und halt Spielern aus anderen Vereinen, von denen ich mir zuerst ein Bild Ihrer körperlichen Voraussetzung machen muss. Wir haben einiges vor in der Vorbereitung und werden in allen Bereichen arbeiten. Basis für eine gute Saison ist die Vorbereitung und deswegen werden wir nicht die Beine hochlegen, sondern wie in den vergangenen zwei Vorbereitungsphasen seit ich am Henneberg bin, knallhart arbeiten und uns gewissenhaft auf die neue Runde vorbereiten.
Die alte Saison haken wir nun ab und schauen nach vorne. Viele Experten schätzen die Kreisliga A in der kommenden Saison als eine sehr ausgeglichene und sportlich attraktive Liga ein, manche sprechen sogar von der stärksten eingleisigen A-Liga, die es bisher gab. Wie ist Deine Sicht im Hinblick auf die Stärke der „Bundesliga des Siegerlands“ und wer sind für Dich die Favoriten auf den Titel?
Also die A-Liga hat schon einiges zu bieten, denn sehr viele Teams haben schon zumindest Bezirksliga und wenn nicht sogar höher gespielt.
Klafeld als einer der Siegerländer Traditionsvereine spielt zum ersten Mal auf Kreisebene um Punkte, Grün Weiß Siegen hat eine bärenstarke Truppe, hinzu kommen die Aufsteiger Mudersbach, die für mich ein Team für die Top 6 haben, sowie Eichen–Krombach, die in absoluter Aufstiegseuphorie sind. Die „üblichen“ Verdächtigen wie Burbach,in letzten zwei Jahre in Folge auf Platz drei, die Reserve unseres Nachbarn aus Salchendorf die von dem üppigen und qualitativ hochwertigen Kader Ihrer ersten Mannschaft profitieren wird. Der Siegener SC hat eine starke Truppe, Hilchenbach als beste Rückrundenmannschaft und vor allem der FC Eiserfeld , der wie wir viele starke Jugendspieler rausbekommt, zudem den Kern der Mannschaft gehalten hat und mit externen Neuzugängen sowie Topstürmer Ruben Balthasar daherkommt. Und der TuS Deuz der für mich eine Art Geheimfavorit ist.
An der Aufstellung sieht man, das es einen Favoritenkreis gibt, wo ich glaube das es ein spannendes Rennen um die ersten beiden, begehrten Plätze gibt.
Übrigens zähle ich uns auch zum diesem Kreis und wir brauchen uns vor keinem zu verstecken.
Nachdem Du sagst, dass die Liga sehr spannend wird und es mehrere vermeintliche Favoriten gibt, wie stark schätzest Du Deine Mannschaft im Vergleich zur Konkurrenz ein und wie lautet das Saisonziel des TSV Weißtal?
Mein erstes und kurzfristiges Ziel ist, das wir die wirklich extrem vielen Neuzugänge – 13 Spieler (!) – schnellstens einbinden und diesen Spieler unsere Spielidee verinnerlichen.
Ich habe eben eine Vielzahl an Mannschaften aufgezählt und wie gesagt ich zähle uns auch zum Favoritenkreis. Wir haben unsere bereits vorhandene starke Mannschaft durch externe Neuzugänge sowie durch unsere Aufstiegsjugendlichen nochmals verstärkt.
Wir haben die gleiche Zielsetzung wie in der Vorsaison die heißt im oberen Drittel mitzuspielen – wer mich und mein mittelfristiges Ziel mit unserem TSV kennt, der weiß was ich meine…
Mir schwebt vor, das wir uns vor allem spielerisch steigern, einen ansehnlichen Fußball spielen und immer Vollgas geben – dann kommen gute Tabellenplätze von alleine – siehe letzte Saison.
Der TSV hat sich zur neuen Saison quantitativ und qualitativ verstärkt. 13 Neuzugängen, wovon 8 aus der A-Jugend der JSG Weißbach entstammen, stehen lediglich zwei Abgänge entgegen. Da dürfte der Konkurrenzkampf auf einigen Positionen enorm werden. Wie siehst Du Dein Team gegenüber der Vorsaison aufgestellt?
Ich persönlich bin heilfroh und dankbar das der Vorstand inkl. sportlichem Leiter Rene Neuser mir die Möglichkeit geschaffen hat , eine Mannschaft zu trainieren, die auf jeder Position doppelt besetzt ist. Wir sind – sollten wir vom Verletzungspech verschont bleiben – stärker aufgestellt als in der Vorsaison.
Ich rede oftmals von einem Prozess den sich unsere erste Mannschaft unterzieht und unser Weg muss sein Schritt für Schritt zu wachsen. Wir wollen eine Mischung aus einheimischen, externen sowie selbst ausgebildeten Jugendspielern in der ersten Mannschaft haben.
Mit Prozess meine ich, das wir rausfiltern müssen wer unseren sportlichen Erwartungen gerecht werden kann und wer nicht. Wir wollen mittelfristig ein extrem starkes Team auf den Beinen haben, was in der Lage ist den großen Wurf zu landen.
Letzte Saison haben wir den ersten Schritt gemacht und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir in dieser Saison den zweiten ganz wichtigen und vor allem großen Schritt in die Richtung machen werden, den die sportliche Leitung vorgegeben hat.
Ein großer Kader mit vielen guten Spielern und vielen Alternativen ist ja generell gut, andererseits kann es auch zu Reibereien oder Unzufriedenheit kommen. Wie willst Du verhindern, dass es nicht zu schlechter Stimmung im Team kommt, wenn sich der ein oder andere Spieler mal auf der Bank Platz nehmen muss?
Ich bin froh, dass wir einen großen Kader haben, da so Verletzungen, Sperren sowie private Verpflichtungen einfacher kompensiert werden können. Für alle im Team gilt das Leistungsprinzip, das heißt bei mir gibt es keine Erbhöfe sowie Stammplatzgarantien aufgrund der Vergangenheit oder wegen der letzten Saison.
Wir sin vergangenen Freitag gestartet und alle fangen wieder bei null an. Wir haben eine große Auswahl und jeder kann sich in der Vorbereitung anbieten. Klar, kann es bei so einem großen Kader zu Reibereien oder schlechter Stimmung kommen. Deswegen werden wir nach 2 Wochen einen ersten Cut machen und den Kreis von momentan 27 Spielern auf 22 Spieler reduzieren, um vor dem Start in die neue Saison, den endgültigen Kader zu benennen.
Wer meinen Weg mitgeht und Leistung bringt, kann auch erwarten im Kader der ersten Mannschaft zu stehen. Wer leistungsmäßig bzw. aus anderen Gründen nicht meinen hohen Ansprüchen gerecht wird, wird den Umweg über unsere zweite Mannschaft gehen müssen. Bei mir ist die Türe aber nie zu für die Spieler die evtl. momentan in die Reserve müssen, denn jeder kann sich durch gute Trainings– sowie Spielleistung wieder für oben anbieten.
Letztendlich sage ich immer: Jeder Spieler ist seines Glückes Schmied und ein großer Kader bietet auch ganz andere Möglichkeiten hinsichtlich Taktik, System sowie Alternativen für die vielen Spiele.
Mein ganz wichtiges Anliegen ist wie in der letzten Saison auch, Jan Wagner und unsere zweite Mannschaft zu unterstützen und wer das aus dem Kreise der ersten Mannschaft nicht versteht, ist eh fehl am Platze, denn letztendlich sind wir ein Verein. Im Seniorenbereich sehe ich eine Verzahnung zwischen erster und zweiter Mannschaft. Zudem sollen die Jugendspieler wieder reinschnuppern.
Am Donnerstag kommt es aus Sicht des TSV zum ersten Saisonhighlight, der Henneberg-Cup wird ausgetragen. Ist Deine Mannschaft, die als Titelverteidiger ins Turnier geht, schon entsprechend gerüstet?
Ich freue mich auf dieses Turnier, da es top organisiert ist und die Auswahl der Gegner schon für sich spricht. Riesenlob an Stefan Stark der das Turnier federführend organisiert. Wir haben zwei Bezirksligisten, ein Landesligisten sowie drei starke A – Ligisten am Henneberg. Das Teilnehmerfeld ist klasse und eine Standortbestimmung in der fünfwöchigen Vorbereitung, auch wenn wir uns noch im Anfangsstadium befinden.
Es ist unser eigenes Turnier und wir sind Titelverteidiger – ich nehme dieses Turnier sehr ernst, da wir uns erstmalig vor unseren Zuschauern beweisen dürfen. Ich habe eben von fairer Berücksichtigung aller Spieler in der Vorbereitung gesprochen und dieses wird auch nach dem Henneberg – Cup der Fall sein.
Bei diesem Turnier überwiegt bei mir aber der Wettkampfcharakter und wir werden mit dem momentan bestmöglichen Kader antreten.
Das Teilnehmerfeld ist in diesem Jahr außerordentlich attraktiv. Wer sind aus Deiner Sicht die Favoriten, bzw. was unsere Fans interessiert: Werden Deine Jungs auch in diesem Jahr wieder den „silbernen Henkelpott“ hochhalten?
Das Teilnehmerfeld ist top. Die Fortunen als letztjähriger Fünfter in der BL mit Riesengeschwindigkeit im Offensivbereich, die Hicken um Ihren Trainer Ralf Stein, der hervorragende Arbeit am Hoorwasen leistet, sind für mich der unangenehmste zu spielende Gegner der BL 5. GW Siegen hat die Mannschaft im Kern zusammengehalten, unsere Nachbarn aus Wilnsdorf runderneuert mit neuem Trainer und wir die gerne den Titel verteidigen möchten, sind schon ein erlesenes Feld.
Der Favorit ist aber ganz klar der VfL Bad Berleburg, der als Aufsteiger einen überragenden siebten Platz in der vergangenen Saison in der Landesliga belegt hat. Trotz schmerzhafter Abgänge im Offensivbereich wird der VfL der Turnierfavorit am Henneberg sein. Ich hatte mich auf ein Wiedersehen mit Andreas Edelmann gefreut, der aber leider nicht zugegen sein wird.
Ich glaube, dass die hoffentlich vielen Zuschauer sich auf ein interessantes Turnier mit guten Spielen freuen dürfen. Es ist für alle Mannschaften das Highlight der Vorbereitung und wie ich alle Trainer kenne, werden die Teams an allen drei Tagen Gas geben.
Das Interview führte Carsten Schmidt.